Bremerhaven. Der ÖPNV muss attraktiver werden. Diese Losung gilt bundesweit aber auch ganz speziell in den Bundesländern Bremen und Niedersachsen. Dabei haben viele Politiker noch nicht begriffen, dass der Fahrpreis für die meisten Kunden nicht entscheidend ist. Das Angebot ist schlichtweg nicht ausreichend und die Wege zur nächsten Haltestelle unter Umständen zu weit.
„Die Politik verleidet den Bremerhavener Bürgern die Nutzung des ÖPNV“, meint der Sprecher des Fahrgastbeirates im VBN, Ingo Ostermann. „Wir begrüßen die Subventionierung der Monats-Abos in Bremerhaven, müssen aber die Streichung von Fahrplanleistungen durch die BVV in den Sommerferien als auch die vom SPD-Fraktionsvorsitzenden Sönke Allers in Aussicht gestellten Routenveränderungen in der Stadtmitte scharf kritisieren“.
„Für uns ist nicht nachvollziehbar, wie man eine geringere Nachfrage zwischen 9 und 14 Uhr prognostizieren kann und deswegen die Hauptlinien 507, 508, und 509 brechen muss. Wer zum Bahnhof Lehe oder zum Klinikum möchte, muss zwangsweise umsteigen, was für viele Personen unattraktiv und beschwerlich ist“, so Ostermann.
Unattraktiv ist auch die Vorstellung, dass die Buslinien künftig nur noch über die Straßen Am Alten Hafen, Columbusstraße und Rudloffstraße geführt würden. „Der ÖPNV muss Wohn- und Geschäftszentren direkt erschließen. Mit dem möglichen Abriss des KARSTADT- Kaufhauses steigert man noch lange nicht die Aufenthaltsqualität in diesen Straßen. An manchen Stellen gibt es noch nicht einmal vernünftige Fußwege. Der Zickzackkurs der Buslinien in der Innenstadt war ähnlich wie die aktuellen Vorschläge zum Rückbau der Columbusstraße und der Verkehrsberuhigung von Deichstraße und Bürger ein politischer Kompromiss. Eigentlich hätte man den ÖPNV in der Fußgängerzone belassen müssen“, argumentiert der Beiratssprecher.
„Vor zwei Jahren schloss sich die Bremerhavener SPD noch der Idee der Zehn-Minuten-Stadt an, die von den Bremer Parteikollegen als Leitbild der Stadtentwicklung ins Feld geführt wurde. Dabei ging es um kürzere Wege, die die Bürger zurücklegen sollen, um ihre Besorgungen erledigen oder den ÖPNV erreichen zu können. Für die Einwohner der Innenstadt würde das im negativen Sinn dann Realität, denn der Weg von der Deichstraße zur Columbusstraße ist doppelt so weit wie zur Bürger. 10 Gehminuten muss man dafür wohl veranschlagen“, gibt Ingo Ostermann abschließend zu bedenken.