Nach Mitternacht in den Zug, in Bremen aussteigen und auf der Diskomeile feiern. Für Menschen aus dem Norden des Landkreises Diepholz ist das am Wochenende nicht möglich. Sie sind auf das eigene Auto angewiesen – oder noch teurer: auf ein Taxi. Doch das wird sich ändern, wenn die Nordwestbahn (NWB) freitags und sonnabends ab 0.21 Uhr ab Twistringen in die Hansestadt fährt. Und auf dem Weg hält die Regio-S-Bahn 2 (RS 2) in Bassum, Bramstedt, Syke, Barrien, Kirchweyhe und Dreye sowie in Bremen-Hemelingen.
Doch bis dahin müssen sich Nachtschwärmer noch gedulden. Die neue Regelung greift erst ab Dezember zum nächsten Fahrplanwechsel. Doch der Ursprung geht auf den aktuellen Fahrplan zurück, der Ende des Jahres umgestellt wurde – und auf Kritik des Fahrgastbeirates des Verkehrsverbunds Bremen-Niedersachsen (VBN) gestoßen ist.
Die Interessenvertretung der Nutzer von Bus und Bahn hält die derzeitige Regelung für eine Fehlplanung. Freitags fährt um 23.21 Uhr die S-Bahn der NWB und um 23.36 Uhr der Regionalexpress der Deutschen Bahn ab Twistringen nach Bremen. Am Sonnabend ist der Abstand geringer: Der RE fährt um 23.18 Uhr, die NWB drei Minuten später. „In Tagesrandzeiten ist eine solche Taktung wenig kundenorientiert, man könnte an dieser Stelle sogar von einer Steuergeldverschwendung sprechen“, kritisiert Niklas Beckmann, Vertreter des Fahrgastbeirats sowie Bahnhofspate in Bassum. „Es ist nicht im Interesse des Fahrgastes, der mit seinen Steuergeldern das gesamte Nahverkehrssystem finanziert. Für diese Uhrzeit ist der Bedarf nicht da.“ Er und seine Mitstreiter fragten sich, warum es diesen „Ausreißer“ in der Taktung gibt. Denn sonst verkehren die Züge im Abstand von 18 Minuten, jeweils drei Minuten und 21 Minuten nach der vollen Stunde ab Twistringen.
Zuständig für die Fahrpläne ist die Niedersächsische Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) und der Bremer Senator für Bau, Umwelt und Verkehr. Grund für die Fahrplanung am Wochenende sei der sogenannte Bremer Nachtknoten, teilt LNVG-Pressesprecher Rainer Peters mit. Ab 22 Uhr sollen Anschlüsse zur vollen Stunde im Bremer Hauptbahnbahnhof zwischen allen Lienen des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) hergestellt werden. „Daher fährt die Regio-S-Bahn nicht in der Taktlage um 23.03 Uhr ab Twistringen, sondern um 23.21 Uhr, weil dann um 23.55 Uhr der Nachtknoten in Bremen Hauptbahnhof erreicht wird“, erläutert Peters.
„Auch der letzte RE Osnabrück-Bremen ist am Wochenende in den Nachtknoten Bremen eingebunden, damit auch Fahrgäste aus Diepholz und Osnabrück hier Anschlüsse an den SPNV und die BSAG (Bremer Straßenbahn AG, Anm. der Red.) haben.“ Die Folge sei der geringe zeitliche Abstand in Twistringen. „Aus Umlaufgründen müssen beide Produkte fahren, sonst könnte man den RE auch an allen Stationen halten lassen und die RS 2 könnte entfallen. Bis zum letzten Fahrplanwechsel ist der RE nur zwischen Osnabrück und Diepholz gefahren und wurde dann als Leerfahrt weiter bis Bremen geführt.“ Würden die Züge um drei Minuten nach der vollen Stunde verkehren, entstünden nachts in Bremen lange Umsteigezeiten.
Der Fahrgastbeirat wollte sich mit dem Zustand nicht zufrieden geben. Beckmann kontaktierte den Landtagsabgeordneten Volker Meyer (CDU) aus seiner Heimatstadt, und so sei Bewegung in die Sache gekommen, erzählt der Beirat-Vertreter. Die LNVG reagierte auf die Kritik, verlagert die Abfahrtszeit der Nordwestbahn am Wochenende um eine Stunde nach hinten, allerdings erst zum Fahrplanwechsel im Dezember. Peters: „Damit ist die zeitlich parallele Lage zum RE nicht mehr gegeben.“
Beckmann spricht von einer Optimallösung: „Wir haben nun eine Entzerrung geschaffen und können die Bedienungszeit hinauszögern. Das heißt: Bis 0.30 Uhr haben wir eine durchgehende Verbindung nach Bremen.“ Die ist außerdem in den Nachtknoten ab 1 Uhr in Bremen eingegliedert. Beckmann: „Fahrgäste, die nach Hamburg weiter wollen oder den Stadtlinienverkehr in Bremen nutzen möchten, haben dazu nun eine wunderbare Möglichkeit.“