Pendler allerorts klagen oftmals über dieselben Probleme: verspätete Züge, teure Fahrkartenpreise und demolierte Fahrkartenautomaten. Gerade erst konnten die Badener keine Tickets mehr am Bahnsteig kaufen (wir berichteten), jetzt ist auch der Automat in Ottersberg demoliert - und nicht das erste Mal. Ein angebrachtes Plakat von der Metronom Eisenbahngesellschaft gibt Informationen, wie sich die Fahrgäste verhalten sollen. Gleichzeitig wirft es aber auch Fragen auf.
"Kann ich bei Ihnen eine Fahrkarte kaufen?", diese Frage hört Jakob Mitzlaff immer dann, wenn der Automat am Ottersberger Bahnhof defekt ist. Die Menschen fragen den Fischerhuder nicht, weil er im Fahrgastbeirat für den Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen tätig ist. Mitzlaff ist außerdem im Café inder alten Bahnhofsmeisterei direkt am Bahngleis beschäftigt. Dort kann er das Treiben aus nächster Nähe beobachten und ärgert sich über die zuständige Metronom Eisenbahngesellschaft. So gerne er den Menschen auch helfen würde, bei ihm im Café gibt es keine Fahrkarten.
"Nachdem der Automat zwei Wochen kaputt war und mittlerweile gar nicht mehr dort steht, hat es die Gesellschaft jetzt endlich geschafft, ein Plakat mit Hinweisen aufzuhängen", schildert Mitzlaff die Situation. "Da steht drauf, wie sich die Zugreisenden verhalten sollen. Viele Kontrolleure haben die Menschen in den Zügen verunsichert", sagt Mitzlaff. Unterschiedliche Aussagen, ob Fahrgäste nun ohne Karte in den Zug einsteigen dürfen oder nicht, hätten zu Verwirrung geführt.
Unter der Überschrift "Es tut uns leid, hier hätten Sie Ihre Fahrkarte kaufen können", schreibt die Eisenbahngesellschaft, dass Karten auf Rechnung im Notverkauf, im Online-Shop der Metronomgesellschaft oder im Zug zu erwerben sind. Bei Letzterem "erstellt der Fahrgastbetreuer einesogenannte 'Fahrkarte auf Rechnung'", erklärt Birthe Ahting, Sprecherin der Gesellschaft. "Dafür mussder Fahrgast dem Fahrgastbetreuer seine persönlichen Daten geben.
Er erhält danneine Fahrpreisnacherhebung, die aus organisatorischen Gründen zunächst 40 Euro beträgt." Diese Summe ist normalerweise beim Schwarzfahren fällig. Im Hintergrund werde geprüft, ob der Automat tätsächlich defekt war. Sei das der Fall, erhält der Fahrgast einen Brief mit dem regulären Fahrpreis, den er überweisen muss. "Diese Überprüfung läuft ganz automatisch und ohne, dass der Fahrgast etwas tun muss. Das Vorgehen klingt auf den ersten Blick etwas kompliziert, ist aber organisatorisch nicht anders machbar und hat sich in den vergangenen Monaten gut bewährt", so die Sprecherin weiter. Außerdem ist auf dem Plakat vermerkt, dass der Automat mutwillig zerstört wurde und die Polizei derzeit in diesem Fall ermittelt.
Trotzdem ärgert sich Mitzlaff über den Inhalt des Textes: "Niemanden interessiert, warum der Automat nicht an seinem Platz steht. Die Leute wollen wissen, wann er wieder da ist, ein Zeitrahmen wird aber nicht angegeben", so Mitzlaff. Auf Nachfrage heißt es dazu von der Gesellschaft, dass der Automat bereits bestellt und bis voraussichtlich Juni wieder aufgebaut ist. Weiter wird auch die Busgesellschaft Voan und Masemann im Schwarzen Weg 19 als Fahrkartenverkäufer angegeben. "Wir verkaufen aber nur Fahrkarten in unseren Bussen und nicht im Büro", heißt es dazu von der Gesellschaft. Für Zugreisende sei die aktuelle Situation ein finanzieller Nachteil. Als Mitglied im Fahrgastbeirat weiß Mitzlaff, dass im Zug nur Einzelkarten und keine Vierer- oder Tageskarten erworben werden können. "Und das ist auf Dauer gesehen viel teurer", sagt er.
Zudem beobachtete Mitzlaff immer wieder, dass die Schaffner erst zum Schlussaus dem Zug steigen. "Die sollten sich nicht verstecken, sondern sich klar präsentieren. Man kann doch von keinem Fahrgast erwarten, so lange vor dem Zug stehen zu bleiben oder später durch alle Abteile zu laufen", sagt Mitzlaff.